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Mathematik » Didaktik der Mathematik » GTR und CAS - Fluch oder Segen?
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Schule J GTR und CAS - Fluch oder Segen?
goeba
Senior Letzter Besuch: vor mehr als 3 Monaten
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  Themenstart: 2010-04-01

Die Gymnasien haben in den letzten Jahre deutschlandweit aufgerüstet: In Niedersachsen zum Beispiel ist die Einführung eines grafikfähigen Taschenrechners in Klasse 7 Pflicht, die Schule kann sich alternativ auch entscheiden, einen Rechner mit CAS (Computer Algebra System) entscheiden. Für die, die sich nicht auskennen: Ein GTR kann nur numerisch rechnen, das aber sehr gut. Ein paar Beispiele: - Zeichnen von Funktionsgraphen - Berechnen von Schnittpunkten, Hochpunkten, Tiefpunkten, Nullstellen (und damit numerisches Lösen beliebiger Gleichungen) - Erstellen von Wertetabellen - Berechnen von Werten gängiger Wahrscheinlichkeitsverteilungen (auch kumuliert) - Interpolation (linear, quadratisch, kubisch, exponentiell, logarithmisch) - Berechnen bestimmter Integrale - numerisches Berechnen der Ableitung - Lösen linearer Gleichungssysteme (über Matrixoperationen) - Matrizenrechnung Ein Taschenrechner mit CAS beherrscht zusätzlich symbolische Operationen, kann also Stammfunktionen bestimmen, GLeichungen algebraisch (auch mit Parametern) lösen uswusf (das würde hier zu weit führen). Die Hoffnung (seit den 80er Jahren hat sich die Mathematikdidaktik ja sehr stark dem Computer- und Taschenrechnereinsatz gewidmet, der TI 92 war eine wahre "Revolution") war, dass Schüler sich nicht mehr vorrangig mit aufwändigen Rechnungen herumplagen müssen und sich nun mehr "richtiger Mathematik" (was auch immer das genau sein soll) und interessanten Anwendungen widmen können. Was meint Ihr dazu? Ich werde später meine eigene Meinung auch kundtun, muss nur jetzt erst mal was arbeiten  biggrin Andreas


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Ex_Senior
  Beitrag No.1, eingetragen 2010-04-01

Hi, ich habe hierzu, auf Grund von jetzt mehr als 15 Jahren Nachhilfe-Erfahrung, eine ganz klare Meinung: je mehr solcher Hilfsmittel verwendet werden, desto mehr wird auf diese Hilfsmittel verlagert. Die Lehrer tendieren dann auch dazu, einem schwachen Schüler einfach mal zu sagen rechne das mit der MAX-Funktion anstelle von hier ist das Maximum einer Funktion auf dem bekannten Weg zu bestimmen. Und schwächere Schüler nehmen dieses 'Angebot' dankend an, da man nichts dabei denken muss, sondern nur etwas auswendig lernen. Eine fatale Tendenz, die sowieso im Kommen ist und IMO in der Schule nicht gefördert werden sollte. Und ich kann das auch nicht ganz verstehen, dass im Rahmen des Abiturs Rechenaufwand minimiert werden muss. Als ich 1985 Abi gemacht habe (Baden-Württemberg, LK) hat man zur Bearbeitung einer kompletten Analysis-Aufgabe vielleicht drei bis vier DIN-A4-Seiten Schreibarbeit gehabt, heute gibt es Aufgaben, da bekommt man eine Seite nicht voll. Man hat 4 Stunden Zeit und das Abitur heißt auch allgemeine Hochschulreife, also darf auch ein gewisses Maß an Schreibfertigkeit vorausgesetzt werden... Ich halte also von diesen Hilfsmitteln im Rahmen des Mathematikunterrichts überhaupt nichts!   Gruß, Diophant [ Nachricht wurde editiert von Diophant am 27.04.2010 11:47:26 ]


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SchuBi
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  Beitrag No.2, eingetragen 2010-04-01

Ich bin ebenfalls kein Freund des GTR. Unser Gehirn arbeitet nach dem Prinzip "Use or lose it!". Fähigkeiten, die nicht trainiert (oder nicht mehr benötigt) werden, fallen in kurzer Zeit dem Vergessen anheim. Ansonsten trainieren wir nur Zahlenblindheit  (leider gibt es dieses lesenswerte Buch von John Allen Paulos nicht mehr in einer deutschen Auflage). Ein Fachleiter (d.i. Ausbilder für kommende Mathematiklehrer) hat mit intensivem Taschenrechnereinsatz in drei Jahren erreicht, daß 95% der Achtklässler 480:60 nicht mehr ohne Taschenrechner lösen konnten. [ Nachricht wurde editiert von SchuBi am 01.04.2010 10:56:47 ] [ Nachricht wurde editiert von SchuBi am 02.04.2010 15:02:30 ]


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Frasier
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  Beitrag No.3, eingetragen 2010-04-01

Hallo, im Nachhinein finde ich sogar die Einführung der normalen Taschenrechner schlecht. Ich glaube, das war bei uns in der 10. Klasse. Bei mir rächt sich das heute beim Kopfrechnen. Sind denn GTR und CAS in Hochschulprüfungen (mal maßgeblich nat.-wiss./technische Studiengänge) zugelassen? Nach meiner Erfahrung sind entweder keine oder nur nicht-programmierbare Rechner erlaubt. Das teure Stück darf dann später u.U. gar nicht zum Einsatz kommen. lg F.


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Rebecca
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  Beitrag No.4, eingetragen 2010-04-01

\quoteon(2010-04-01 10:09 - SchuBi in Beitrag No. 2) Ein Fachleiter (d.i. Ausbilder für komemnde Mathematiklehrer) hat mit intensivem Taschenrechnereinsatz in drei Jahren erreicht, daß 95% der Achtklässler 480:60 nicht mehr ohne Taschenrechner lösen konnten. \quoteoff Und wenn sie dann 480:60 mit dem Taschenrechner lösen und sie erhalten wegen Tippfehler (840:60) als Ergebnis 14, sind sie nur schwer davon zu überzeugen, dass das Ergebnis falsch ist: "Muss stimmen, habe ich doch mit dem Rechner gemacht" (Leidvolle Erfahrungen aus meinen Nachhilfeaktivitäten). Gruß Rebecca


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Ehemaliges_Mitglied
  Beitrag No.5, eingetragen 2010-04-01

Hallo zwiespältigen Angelegenheiten kann man auch zwie-spältig begegnen. Im Mathe-Studium sind in Analysis, Linearer Algebra, Differentialgleichungen keine TR zugelassen , dagegen in Numerik, Linearer optimierung u.a. Kursen schon. Man kann sich über die Zulassung in den einzeelnen Fächern streiten, aber sinnvoll ist es schon beides zu Lernen: Das Lösen, Beweisen, Analysieren, Kombinieren ohne Hilfsmittel und ein Bewußtes Einsetzen von Hilfsmittel und dazu gehören dann auch Mathe-Programme wie Matlab, Mathematica, Maple. Schön wäre es wenn die Schulen dazu eine kleine Hinführung anböten. Gruß Salsa [Die Antwort wurde nach Beitrag No.3 begonnen.]


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SchuBi
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  Beitrag No.6, eingetragen 2010-04-01

\quoteon(2010-04-01 10:30 - Frasier in Beitrag No. 3) Sind denn GTR und CAS in Hochschulprüfungen (mal maßgeblich nat.-wiss./technische Studiengänge) zugelassen? \quoteoff Das ist der nächste Haken. In der Regel ist bei Mathematikklausuren der Einsatz eines Taschenrechners nicht erlaubt. Ein Teil meiner Schüler (die Mathematik oder Naturwissenschaften studieren) war im Nachhinein dankbar dafür, daß sie nicht alles mit dem TR berechnen durften. [ Nachricht wurde editiert von SchuBi am 01.04.2010 11:44:31 ]


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NoOne
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  Beitrag No.7, eingetragen 2010-04-01

Also meine Erfahrung entspricht eigentlich schon dem, was hier erwähnt wurde. Ich ging auf eine Schule, die nur einen normalen Taschenrechner benutzen durfte und das auch erst als wir mit Sinus und Cosinus gearbeitet haben, um da die gesuchten Werte zu errechnen. In der Oberstufe hatte ich zum Glück einen Lehrer, der nicht viel von Taschenrechnern hielt und man für die Aufgaben in der Regel keinen Taschenrechner brauchte. Im Abitur allerdings musste man schon ein paar Dinge im Taschenrechner eintippen, was aber auch an dem Zentralabitur 2007 lag. Wenn ich das jetzt aber vergleiche mit Schulen, die mit solchen Taschenrechnern arbeiten oder auch schon den guten von Casio benutzen, der einfache Integrale berechnen kann, halte ich das für nicht sinnvoll. Am Anfang des Studiums merkt man recht schnell, dass der Taschenrechner völlig überflüssig (außer in Numerik, etc.) ist und ich bin auch heute sehr dankbar einen Lehrer gehabt zu haben, der in dieser Hinsicht sehr streng war und Taschenrechner nicht sonderlich empfehlen konnte. Dennoch muss man sagen, dass auch von Schülern mehr Eigenverantwortung gefordert werden sollte. Bei uns war ab dem 11. Schuljahr das Fach Mathematik ein Problemfach für 60 Prozent der Schüler, die sich dann nicht mit ihren Problemen auseinandergesetzt haben, sondern versucht haben das Fach mit "ausreichend" zu bestehen. Der Plan ging für die meisten allerdings nicht auf. Entweder mussten sie ein Schuljahr wiederholen oder haben kein Abitur gemacht. Häufig lagen die Probleme aber bei grundlegenden Kenntnissen (Bruchrechnung, Rechnen mit Wurzeln,...). Deshalb ist es totaler Schwachsinn schon im 7. Schuljahr mit solchen Taschenrechnern zu arbeiten. Ich verstehe auch nicht, wie ein verantwortungsvoller Mathe-Lehrer sich für so etwas begeistern kann. Fazit: Man sollte das echt überdenken, ob ein Taschenrechner wirklich etwas mit erlernen von mathematischen Fähigkeiten zu tun hat. [ Nachricht wurde editiert von NoOne am 01.04.2010 11:45:31 ]


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Danol
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  Beitrag No.8, eingetragen 2010-04-01

Gegen TRs habe ich grundsätzlich nichts, der MAthematikunterricht sollte, zumindest in der Oberstufe, nicht vorrangig darin bestehen sich mit den Grundrechenarten oder einer Logarithmentafel herumzuschlagen; insofern sind TRs wichtige Hilfsmittel um überhaupt genug Zeit für anspruchsvollere Inhalte zur Verfügung zu haben. Von GTRs oder CAS halte ich, bezogen auf die Schulanwendung, allerdings ebenfalls wenig: - Die Schüler werden dadurch letztlich abhängig von diesen Geräten, fragt man heute einen Schüler nach dem ungefähren Verlauf eines Graphen, wird erstmal fleißig getippt. Ein Schüler, der eine Funktionsgleichung sieht, ist heutzutage kaum mehr in der Lage auf Anhieb zu sagen wie die Funktion 'in etwa' ausschaut, selbst bei einfachen Beispielen wie f: IR -> IR, f(x) =  x³ klappt das nichtmehr. - Ein Taschenrechner, der z.B. Integrale lösen kann, macht das Verständnis der Integralrechnung in weiten Teile überflüssig. Ein Schüler muss heute nur noch wissen wie er herausbekommt was von wo bis wo integriert wird, die Integralrechnung verstanden haben muss er nichtmehr, das übernimmt der GTR. Dem könnte man durch reine Verständnisaufgaben entgegenwirken, zu meiner Oberstufenzeit (bis 2007) ist das aber nicht oder kaum passiert. - Die Schüler können mehr vergessen. In meinem LK konnte keiner mehr die pq-Formel, wozu denn auch, macht ja der GTR. Der Fundus an Fertigkeiten, die jederzeit abrufbar sein müssen, kann so auf ein Minimum reduziert werden, alles was aktuell nicht Thema ist muss nicht gekonnt werden, man muss es nur eintippen können. Ein TR ohne diese Fähigkeiten würde das nicht ermöglichen, der kann einem nur die (lästige) Berechnung der Wurzel abnehmen. [Die Antwort wurde nach Beitrag No.6 begonnen.]


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Ex_Senior
  Beitrag No.9, eingetragen 2010-04-01

Fluch. GTR/CAS beschneiden Grundprinzipien des Matheunterrichts. 'Wenn man auf diese Taste drückt, steht das Ergebnis da' fördert nicht das analytische Denken....  Ich kannte mal einen Lehrer. Wenn man den fragte: 'Ja, und wie geht das mit dem GTR?', war seine Antwort: "Ich bin kein Vertreter von Texas Instruments!  Ich zeige Ihnen, wie es von Hand geht. Wenn es Sie trotzdem interessiert, schlagen Sie in der Betriebsanleitung nach..." Ich sage zu Nahhilfeschülern, wenn sie mal wieder eine Qudr. Gleichung mit dem GTR lösen wollen, immer: Wenn Du bereits solche einfachen Sachen mit CAS löst, besteht die Gefahr, daß Du bei der nächsthöheren Schwierigkeitsstufe haushoch scheitern wirst... Der Aufgabensteller, kann die Aufgaben immer so stellen, daß Dich der GTR nicht weiter bringt....   [ Nachricht wurde editiert von cis am 01.04.2010 11:53:18 ]


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OmmO
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  Beitrag No.10, eingetragen 2010-04-01

Hallo! Ich glaube, dass ein GTR - wenn man es richtig angehen will - zuviel Zeit kostet. Die meiste Zeit geht ja dabei drauf, die mathematischen Grundlagen ohne GTR zu untersuchen und einzuüben. Darauf sollte man nicht verzichten, hier lässt sich also wenig Zeit sparen. Setzt man dann anschließend den GTR ein, so muss man damit irgendwie noch weiter in die Materie einsteigen, damit es irgendeinen Sinn hat. Dies dauert wohl in der Regel länger, als das Thema einfach ohne GTR weiter einzuüben. Gruß, OmmO [Die Antwort wurde nach Beitrag No.8 begonnen.]


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SchuBi
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  Beitrag No.11, eingetragen 2010-04-01

\quoteon(2010-04-01 11:42 - NoOne in Beitrag No. 7) Ich verstehe auch nicht, wie ein verantwortungsvoller Mathe-Lehrer sich für so etwas begeistern kann. \quoteoff In vielen Fällen sind Opportunisten am Werk. (Dem besagten Fachleiter ist es wichtig, bei allen Schülern beliebt zu sein.) Ich erlebe, wie Kollegen sich für Maßnahmen (die sie selbst z.T. nicht für sinnvoll halten) einsetzen, nur um befördert zu werden. Auch die Schulleitung (sofern sie überhaupt naturwissenschaftliche Kenntnisse besitzt) möchte von Mißständen keine Kenntnis haben. Ihnen reicht die Zufriedenheit der Schüler, die mit dem TR an Mathematik wieder viel mehr Spaß haben. Im Zuge der Evaluierung geht es oft nicht mehr umn das Können der Schüler, sondern wie gut sie in Tests abschneiden. In NRW wird für jede Lernstandserhebung besonders geübt, ebenso für die zentrale Abschlußprüfung. Diese Stunden fehlen für die Vermittlung der übrigen Inhalte. "Public Education" Cartoon von Clay Bennett [Die Antwort wurde nach Beitrag No.8 begonnen.] [ Nachricht wurde editiert von SchuBi am 01.04.2010 11:59:56 ]


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goeba
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  Beitrag No.12, vom Themenstarter, eingetragen 2010-04-01

Zu meiner Schulzeit wurden Wurzeln nicht ausgerechnet, da wurde der korrekte algebraische Ausdruck verlangt. Ich empfand in meiner eigenen Schulzeit das Zeichnen von Graphen als lästig, weswegen ich schon früh mit Basic-Programmen dies mit dem Computer gemacht habe. Natürlich konnte ich es aber auch "per Hand", und man musste das Prinzip dahinter schon sehr gut verstanden haben, um es mit dem Computer zu können. Wir haben an unserer Schule ja schon den "möglichst wenig TR"-Weg eingeschlagen, denn hier hat man ja nur die Wahl zwischen GTR und GTR+CAS. Weniger darf man ja nicht. Anfangs hatte ich die Hoffnung, dass man zumindest beim Zeichnen von Graphen etwas Zeit sparen kann, und dass man in Anwendungssituationen auch schon mal Gleichungen vom TR lösen lassen kann. So braucht man als Lehrer auch nicht mehr auf "gerade" Zahlen zu achten, die Aufgaben wirken weniger konstruiert. Es scheint jedoch so zu sein, dass durch den GTR-Einsatz die Schüler die Beziehung zur Basis verlieren. Im Bereich der Stochastik finde ich den GTR immer noch sinnvoll, denn ob ich nun einen TR-Befehl einsetze oder in einer Tafel nachschaue, das kommt ziemlich aufs gleiche heraus, nur dass es mit dem GTR schneller, bequemer und sicherer ist. Alles andere stelle ich mittlerweile in Frage. Hier steht man als real unterrichtender Lehrer aber vor einem Problem: Die Abituraufgaben werden zentral gestellt. Sie sind nicht darauf angelegt, per Hand gelöst werden zu können. Die Operatoren zielen gezielt auf einen kompetenten TR-Einsatz ab, rein zeitlich ist das Abi auch schwer ohne kompetenten TR-Einsatz zu schaffen. Ich müsste also einerseits den TR viel benutzen, andererseits den SChülern aber plausibel machen, dass man das alles noch schnell und sicher per Hand können muss. AUch darf man nicht unterschätzen, dass der TR mitunter schwer und unintuitiv zu bedienen ist, ich also in die Einweisung auch wieder Zeit stecken muss. Es lauern hier viel mehr Fallstricke als bei einem normalen wiss. Taschenrechner. Alles in allem also eine ziemlich verfahrene Situation. Ich denke, dass die Kultusministerien von Didaktikern beraten werden, die ja, wie in meinem Eingangspost berichtet, die letzten 30 Jahre fast nur über Computereinsatz und TR-Einsatz publiziert haben. Das war, wie gesagt, in den 80ern die ganz große Hoffnung zur "Rettung" der SChulmathematik von den eintönigen Kurvendiskussionen. Nur darf man nciht vergessen, dass Didaktikprofessoren für gewöhnlich sehr gute Schüler waren, die sich tatsächlich bei der schematischen Kurvendiskussion gelangweilt haben. Was aber der dauerhafte GTR-Einsatz beim durchschnittlichen oder gar schlechten SChüler anrichtet, wurde vorher (natürlich) nicht erforscht. Ich befinde mich aktuell da in einer sehr blöden Situation, wie ich finde. LG Andreas [Die Antwort wurde nach Beitrag No.8 begonnen.]


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SchuBi
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  Beitrag No.13, eingetragen 2010-04-01

Hallo, Andreas! Im Vergleich zu den Logarithmentafeln (die ich als Schüler noch benutzen mußte) und Rechenschiebern sind Taschenrechner in vielen Fällen eine Erleichterung und Stochastik möchte ich ohne einen entsprechenden Rechner nur ungerne machen. Allerdings gehen viele Fähigkeiten verloren - Logarithmentafeln übten im Interpolieren, beim Rechenschieber wußte man, daß man Werte nicht ganz genau ablesen konnte, und mußte die Größenordnung des Ergebnisses kennen. Der Einsatz von Navis im PKW führt heute dazu, daß ein Teil der Autofahrer nicht mehr in der Lage ist, mithilfe einer Karte (weil sie u.U. die Karte auch nicht mehr lesen können) eine Fahrtroute zu planen. [ Nachricht wurde editiert von SchuBi am 01.04.2010 12:07:14 ]


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Danol
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  Beitrag No.14, eingetragen 2010-04-01

\quoteon(2010-04-01 11:59 - goeba in Beitrag No. 12) Zu meiner Schulzeit wurden Wurzeln nicht ausgerechnet, da wurde der korrekte algebraische Ausdruck verlangt. [Die Antwort wurde nach Beitrag No.8 begonnen.] \quoteoff In Mathe sinnvoll, aber z.B. in der Physik lästig. Stell doch mal Schülern die Frage, ob ein Mensch, der sich mit sqrt(10) m/s bewegt, schneller ist als einer, der sich mit 5 m/s bewegt. Mein Physiklehrer hat das mal gemacht, >60% der Klasse waren der Meinung dass sqrt(10) > 5. Wobei das natürlich für sich genommen schon eine Bildungslücke ist ... SchuBis Beitrag möchte ich allerdings ausdrücklich zustimmen, sowas beobachte ich auch bei anderen technischen Hilfsmitteln. Seitdem es Telefone mit Nummernspeicher gibt kann ich mir keine Telefonnummern mehr merken usw.. Mein Eindruck zu meiner Schulzeit war, dass in den Bildungsministerien die Denke "GTR erspart Zeit -> die ersparte Zeit ist überflüssig und wird gestrichen" vorherrschte, dabei ist das Grundfalsch. Das wäre in etwa so als wollte man die Ausbildung zum Tischler verkürzen, weil die Sägen immer besser werden. Mein Ansatz für die komplette Oberstufe wäre ein anderer: Weniger Pflichtfächer, dafür mehr Selbstgestaltungsmöglichkeiten für die Schüler und dann auch mehr Zeit für die gewählten + die verbliebenen Pflichtfächer. Wenn die Zeit da wäre, sich im Unterricht erst intensiv damit auseinaderzusetzen wie man quadratische Gleichungen löst, wodrann man sieht dass exp(|x|)/|x| (Edit: Gemein war natürlich |x|/exp(|x)) 'im unendlichen verschwindet' etc.pp, dann kann man den Schülern auch anschließend einen GTR in die Hand drücken, der ihnen dann den praktischen Umgang mit diesen Fertigkeiten erleichtert (genauso wies die Säge oben einem ausgebildetem Tischler leichter macht); vorher sollte man sich auf einen gewöhnlichen wissenschaftlichen TR ohne Integrale, Gleichungsauflösung etc., beschränken. Ist es eigentlich (noch) erlaubt Tests zu stellen, die ohne GTR bearbeitet werden müssen? [Die Antwort wurde nach Beitrag No.12 begonnen.] [ Nachricht wurde editiert von Danol am 01.04.2010 12:53:55 ]


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goeba
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  Beitrag No.15, vom Themenstarter, eingetragen 2010-04-01

\quoteon(2010-04-01 12:36 - Danol in Beitrag No. 14 Ist es eigentlich (noch) erlaubt Tests zu stellen, die ohne GTR bearbeitet werden müssen? [Die Antwort wurde nach Beitrag No.12 begonnen.] \quoteoff Ja, nur dass man, wenn man einerseits alles gut per Hand übt und zusätzlich noch abtestet und dann aber auch noch in die Verwendung des TR einführt und damit kompliziertere Sachen macht, zu wenig Zeit hat.


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Ex_Senior
  Beitrag No.16, eingetragen 2010-04-01

Ich schlage vor GTR/CAS komplett in den Informatik-Unterricht zu verbannen - in Mathe ist er fehl am Platze. [ Nachricht wurde editiert von cis am 01.04.2010 12:44:50 ]


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Ex_Senior
  Beitrag No.17, eingetragen 2010-04-01

Hi, \quoteon(2010-04-01 12:44 - cis in Beitrag No. 16) Ich schlage vor GTR/CAS komplett in den Informatik-Unterricht zu verbannen - in Mathe ist er fehl am Platze. [ Nachricht wurde editiert von cis am 01.04.2010 12:44:50 ] \quoteoff aber was hat es mit Informatik zu tun? Gruß, Diophant


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Ex_Senior
  Beitrag No.18, eingetragen 2010-04-01

\quoteon(2010-04-01 12:59 - Diophant in Beitrag No. 17) Hi, \quoteon(2010-04-01 12:44 - cis in Beitrag No. 16) Ich schlage vor GTR/CAS komplett in den Informatik-Unterricht zu verbannen - in Mathe ist er fehl am Platze. [ Nachricht wurde editiert von cis am 01.04.2010 12:44:50 ] \quoteoff aber was hat es mit Informatik zu tun? Gruß, Diophant \quoteoff Aso, ja ich weiß nicht, was man in Informatik so macht. Bei mir wurden da z.B. Programme geschrieben, die einen eine QGL lösten und den Graphen dazu zeichneten...


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xycolon
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  Beitrag No.19, eingetragen 2010-04-01

leider ist das mit dem schlechten informatik-unterricht ein weiteres riesiges problemfeld neben den CAS/GTRs frown aber es scheint sich zu bessern, seitdem es vermehrt informatiklehrer gibt die auch informatik studiert haben und nicht einfach nur lehrer sind, die durch zufall programmieren können.


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viertel
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  Beitrag No.20, eingetragen 2010-04-01

TR / GTR / CAS : natürlich ein Segen! Aber nicht für Schüler!! Mit diesen Dingern geht völlig der Bezug verloren, was da eigentlich gemacht wird. Eigene Denkleistung – wird damit wirkungsvoll verhindert. Verstehen – nicht mehr notwendig. Machen doch alles diese Dinger. Von wegen eek Wie oft kommen denn hier Fragen der Art: wie kann ich dieses oder jenes mit meinem Rechner ausrechnen? Da ist nicht mal mehr der Funke Intelligenz vorhanden, wenigstens in die Anleitung zu schauen. Und das sind ja nur die Fragen, die hier, oder anderswo, auch gestellt werden, da bemüht sich wenigstens jemand noch, damit zurecht zu kommen. Wie viele schalten denn dabei geistig einfach ab und versuchen es gar nicht erst? Da gilt nur noch: Augen zu und irgendwie durchkommen, hoffentlich ist die Schule/Schulzeit bald vorbei. Meine Meinung:
Die Dinger dürfen erst benutzt werden, wenn man es auch ohne sie kann. Dann erst darf man sich monotones Rechnen elektronisch abnehmen lassen.
Die Antworten hier sind eigentlich so gekommen, wie ich sie erwartet habe: Wer etwas von der Sache versteht kann eigentlich nicht umhin, diese Dinger abzulehnen. Was einem zu dem Umkehrschluß bringt: diejenigen, die die (frühe) Nutzung vorantreiben (wollen), haben vom Unterricht, der Mathematik an sich und dem dahinter stehenden Gedanken (Verstehen, Logik, selbständiges Denken) absolut Null Ahnung frown Gruß vom 1/4 [Die Antwort wurde nach Beitrag No.18 begonnen.]



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Gockel
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  Beitrag No.21, eingetragen 2010-04-01

\quoteon(2010-04-01 11:59 - goeba in Beitrag No. 12) Nur darf man nciht vergessen, dass Didaktikprofessoren für gewöhnlich sehr gute Schüler waren, die sich tatsächlich bei der schematischen Kurvendiskussion gelangweilt haben. Was aber der dauerhafte GTR-Einsatz beim durchschnittlichen oder gar schlechten SChüler anrichtet, wurde vorher (natürlich) nicht erforscht. [Die Antwort wurde nach Beitrag No.8 begonnen.] \quoteoff Hi Andreas. Ich weiß nicht, wie es in den anderen Bundesländern ist, aber von meinen Professoren weiß ich, dass sie sehr gerne mal das Kultusministerium zurechtstutzen und die CAS-Taschenrechner aus den Klassenzimmern verbannen würden. Nur fragt die halt niemand. Auch Schulbücher werden nicht von Professoren geschrieben, sondern eben von den vom Schulbuchverlag bestimmten Autoren, die ihre ganz eigene Vorstellung davon haben, was gut für die Schüler ist. Die Universität hat weder didaktisch noch inhaltlich ein Mitspracherecht oder auch nur eine Beratungsfunktion. mfg Gockel. [Die Antwort wurde nach Beitrag No.19 begonnen.]


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goeba
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  Beitrag No.22, vom Themenstarter, eingetragen 2010-04-01

\quoteon(2010-04-01 14:11 - Gockel in Beitrag No. 21) Ich weiß nicht, wie es in den anderen Bundesländern ist, aber von meinen Professoren weiß ich, dass sie sehr gerne mal das Kultusministerium zurechtstutzen und die CAS-Taschenrechner aus den Klassenzimmern verbannen würden. Nur fragt die halt niemand. Auch Schulbücher werden nicht von Professoren geschrieben, sondern eben von den vom Schulbuchverlag bestimmten Autoren, die ihre ganz eigene Vorstellung davon haben, was gut für die Schüler ist. Die Universität hat weder didaktisch noch inhaltlich ein Mitspracherecht oder auch nur eine Beratungsfunktion. mfg Gockel. [Die Antwort wurde nach Beitrag No.19 begonnen.] \quoteoff Hallo Gockel, die Didaktik zumindest in den "alten" Bundesländern hat sich in den 80er und 90er Jahren unheimlich stark auf diese Aspekte gestürzt, CAS, GTR und DGS galten als "Heilsbringer". Hier mal ein Dokument, das ich auf die Schnelle gefunden habe: www.fachgruppe-computeralgebra.de/Dateien/Tagungen/Schoenenberg2006/Pdf/Heuss.pdf Das kann schon durchaus als typisch gelten. Ich war ja auch auf vielen Tagungen und kenne viele Mathematikdidaktiker. Eine Zeit lang war man da schon wirklich sehr technikgläubig. Ich selbst halte DGS natürlich für eine gute Sache. Aber DGS erschließt tatsächlich Fragestellugen, die interessant sind, die problemorientierten Unterricht und echtes Argumentieren ermöglichen. Auch DGS führt natürlich, wenn intensiv eingesetzt, zum Verkümmern anderer Fähigkeiten. Bei CAS würde ich mir lediglich wünschen, dass die Schüler das zur Selbstkontrolle einsetzen würden. Da würde der qualifizierte Umgang sehr viel bringen. Wenn man jetzt die Technik aus den Schulen wieder rausnimmt, wird es heißen, die Schule stelle sich nicht den Problemen der Zeit, man könne die techn. Weiterentwicklung ja nicht einfach ignorieren.


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  Beitrag No.23, eingetragen 2010-04-01

\quoteon(2010-04-01 12:59 - Diophant in Beitrag No. 17) Hi, \quoteon(2010-04-01 12:44 - cis in Beitrag No. 16) Ich schlage vor GTR/CAS komplett in den Informatik-Unterricht zu verbannen - in Mathe ist er fehl am Platze. [ Nachricht wurde editiert von cis am 01.04.2010 12:44:50 ] \quoteoff aber was hat es mit Informatik zu tun? Gruß, Diophant \quoteoff Ich schlage vor den Taschenrechner in den Religionsunterricht zu verbannen. Da einige aus der Benutzung des TR eine Religion machen. Und außerdem sieht die Schulordnung in Bayern vor, daß jeder Pädagoge mit Staatsexamen in Religion auch Mathe LK unterrichten darf, wenn er sich dazu im Stande 'fühlt'.;-) Gruß Salsa


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Frasier
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  Beitrag No.24, eingetragen 2010-04-01

Gelegentlich hört man, dass Schüler bzw. deren Eltern entsprechende Geräte kaufen müssen. Wie ist das denn wirklich? Einen Voyage 200 möchte ich nicht bezahlen müssen. Unsere normalen Taschenrechner konnte man sich damals von der Schule leihen. Die meisten haben sich aber einen eigenen gekauft. Dann muss ich auch noch an die Bedienung denken... Die meisten (so kommt es mir vor) wissen z.B. nicht mit den Speichern (die ja eig. jeder wissenschaftliche Rechner hat) umzugehen, Stichwort Rundungsfehler/Zwischenergebnisse. Ich kann mir schon vorstellen, das viele Schüler (und wohl auch einige Lehrer) mit der Funktionsvielfalt von GTR und CAS erst mal überfordert sind. Und am Ende muss man hier noch Firmware updaten... lg F.


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xycolon
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  Beitrag No.25, eingetragen 2010-04-01

\quoteon(2010-04-01 14:49 - Salserito in Beitrag No. 23) \quoteon(2010-04-01 12:59 - Diophant in Beitrag No. 17) Hi, \quoteon(2010-04-01 12:44 - cis in Beitrag No. 16) Ich schlage vor GTR/CAS komplett in den Informatik-Unterricht zu verbannen - in Mathe ist er fehl am Platze. \quoteoff aber was hat es mit Informatik zu tun? \quoteoff Ich schlage vor den Taschenrechner in den Religionsunterricht zu verbannen. Da einige aus der Benutzung des TR eine Religion machen. Und außerdem sieht die Schulordnung in Bayern vor, daß jeder Pädagoge mit Staatsexamen in Religion auch Mathe LK unterrichten darf, wenn er sich dazu im Stande 'fühlt'.;-) \quoteoff ich hoffe da steht lehrer in der schulordnung und nicht pädagoge...


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Ex_Senior
  Beitrag No.26, eingetragen 2010-04-01

\quoteon(2010-04-01 14:49 - Salserito in Beitrag No. 23) .... Ich schlage vor den Taschenrechner in den Religionsunterricht zu verbannen. Da einige aus der Benutzung des TR eine Religion machen. .... \quoteoff ---> Das darfst Du nicht falsch verstehen. Die Erfahrung zeigt einfach, daß Schüler mehr und mehr ihren eigenen Verstand ausschalten und komplett darauf ausgerichtet sind, sich zu fragen, 'wie geb ichs korrekt in den GTR ein'. Das geht nicht selten bereits bei Gleichungen  der Art 'a + x = b' los (so unglaublich es klingen mag). \sourceonSprich  solve(a + x = b, x) \sourceoff Das ist hier nicht die Debatte 'Früher war alles besser' oder 'Verdammt sei das Alte und Morsche - es lebe das Neue'.... GTR/CAS an sich - Ja! GTR/CAS  bereits in der Schule - nein! Die Schulmathem. verfolgt -ihrem Wesen nach- nicht das Primärziel 'korrekte TR-Eingabe'. Um denen, die am wenigsten damit zu tun haben (Eltern, Ministerien), sich aber nichtsdestotrotz ein Urteil darüber anzumaßen erlauben, einen Knochen zum Fraß vorzuschmeißen, könnte man die CAS-Sache im Informatikunterricht behandeln, damit hätte man das Beste beider Welten und bliebe auch 'zeitgemäß'.... [ Nachricht wurde editiert von cis am 01.04.2010 15:25:45 ]


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goeba
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  Beitrag No.27, vom Themenstarter, eingetragen 2010-04-01

Ich finde die Verwendung des Wortes "Verstand" etwas unangemessen. Gleichungen lösen erfordert ja keinen Verstand in dem Sinne, sondern solide Grundfähigkeiten. Diese fehlen nun, die Schüler haben kein Gefühl mehr für Algebra. Man hatte gedacht, es ginge auch ohne, man könnte interessante Probleme ohne die lästige Algebra angehen. Wirklich "Verstand" erwirbt man meiner Meinung nach aber nicht mit der Fähigkeit, z.B. eine quadratische oder lineare GLeichung zu lösen.


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gaussmath
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  Beitrag No.28, eingetragen 2010-04-01

Da hier schon so ausführlich berichtet wurde, meine Meinung ganz kurz dargestellt: Fluch. Wenn ein Schüler Wurzel aus 1 in den TR Tippen will, dann stimmt da gewaltig was nicht. Das habe ist meine persönliche Erfahrung. Ich habe mich mit manchen meiner Nachhilfeschüler und deren Eltern deswegen teils heftig gestritten. Manchmal bin ich rausgeflogen, manchmal konnte ich mich durchsetzen. Wenn simpelste Dinge, von allgeinem Zahlengefühl will ich erst gar nicht anfangen, in den TR getippt werden, dann regt mich das auf.  mad [Die Antwort wurde nach Beitrag No.26 begonnen.]


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xycolon
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  Beitrag No.29, eingetragen 2010-04-01

\quoteon(2010-04-01 15:33 - gaussmath in Beitrag No. 28) Da hier schon so ausführlich berichtet wurde, meine Meinung ganz kurz dargestellt: Fluch. Wenn ein Schüler Wurzel aus 1 in den TR Tippen will, dann stimmt da gewaltig was nicht. Das habe ist meine persönliche Erfahrung. Ich habe mich mit manchen meiner Nachhilfeschüler und deren Eltern deswegen teils heftig gestritten. Manchmal bin ich rausgeflogen, manchmal konnte ich mich durchsetzen. Wenn simpelste Dinge, von allgeinem Zahlengefühl will ich erst gar nicht anfangen, in den TR getippt werden, dann regt mich das auf.  mad \quoteoff die selben erfahrungen hab ich auch gemacht. bei der nachhilfe musste ich oft erstmal überzeugungsarbeit leisten, einfache rechnungen ohne taschenrechner durchzuführen. grundsätzlich bin ich auch für CAS, GTR und solches gedönse, aber erst wenn die grundlagen da sind. viele grüße, xycolon


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Ehemaliges_Mitglied
  Beitrag No.30, eingetragen 2010-04-01

Hallo Leute, die Meinungen hier sind ja sehr einhellig. Um die Debatte ein bißchen voran zu bringen, will ich auch mal einige positive Seiten des GTR benennen. Man muß sich bei allem fragen, wozu der Mathematikunterricht gut sein soll. Als Mathematiker ärgert man sich zwar, wenn Erwachsene Menschen die pq-Formel nicht (mehr) wissen. Ohne Frage gibt es aber sehr viele Menschen, die dieses Wissen in ihrem Leben niemals benötigen werden. Ist es der Sinn der Schule, daß jeder hinterher die pq-Formel kann? Vielleicht ist der GTR auch ein Segen, weil er Begabten, die sich noch dazu für Mathe interessieren, größere Möglichkeiten eröffnet. In meiner Klasse haben einige Schüler erste praktisch relevante Programmiererfahrungen mit dem GTR gemacht. Auch kann man leichter zu einer Vorstellung kommen, was bestimmte Parameter mit einer Funktion machen, wenn man einfach mal ein paar Zahlenbeispiele durchprobiert hat, und sich die resultierenden Graphen angeschaut hat. Für begabte Schüler ist es nicht sehr förderlich, wenn sie größere Produkte, Kreuzprodukte, Determinanten usw. immer wieder zu Fuß ausrechnen müssen. Sobald sie geschnallt haben, wie das geht, interessieren sie sich für andere Probleme - jenseits der Arithmetik. Natürlich gab es in meiner Klasse auch Schüler, die Matheunterricht als "Taschenrechner-Training" angesehen haben, indem sie zu jedem Aufgabentypus sich den Lösungs-Algorithmus eingeprägt haben. [Gehe ins Menü XYZ, drücke die Taste 2nd Alpha X, gib den und den Parameter dort und dort ein, etc...]. Es ist doch aber die Frage, ob es für ihren weiteren Werdegang so schlimm ist, daß sie nicht wissen, wie man den Erwartungswert der Binomialverteilung berechnet, weil sie das immer mit eine Programm ausgerechnet haben, das ihnen ein Mitschüler für den programmierfähigen GTR geschrieben hatte. Ich würde sagen: am GTR scheiden sich die Geister, im wahrsten Sinne des Wortes. Diejenigen, die es in Mathe schwer haben, können es sich damit leichter machen, mit dem Resultat, daß sie nachher noch weniger können [wobei fraglich ist, was einem das sture Auswendigkönnen der p-q-Formel nutzen soll, wenn ein tieferliegendes Verständnis fehlt]. Für diejenigen, die Mathe interessant finden, kann der GTR dazu beitragen, daß es noch interessanter wird. Ich denke, es geht in der Schule nicht nur darum, jedem ein gewisses Basisniveau von Fähigkeiten zu vermitteln, sondern es geht auch darum, individuelle Interessen und Begabungen zu fördern. Das ist mit dem GTR möglich. Vielleicht ist das Bild des GTR in diesem Thread dadurch geprägt, daß viele hier schlechte Erfahrungen mit Nachhilfeschülern gemacht haben, und dadurch ein gewisser Bias zuungunsten der guten Erfahrungen herrscht? Viele Grüße, Jonathan [ Nachricht wurde editiert von Jonathan_Scholbach am 01.04.2010 16:48:18 ]


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viertel
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  Beitrag No.31, eingetragen 2010-04-01

Jonathan, der Kern bei Dir ist doch auch der hier schon genannte: wer es ohne kann, soll sich von der Routine befreien. Aber das sind halt leider die wenigsten frown Es kann nix draus werden, wenn die Schüler schon von Anfang an die Bruchrechnung in den TR tippen.


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Ex_Senior
  Beitrag No.32, eingetragen 2010-04-01

\quoteon(2010-04-01 16:43 - Jonathan_Scholbach in Beitrag No. 30) ... Für diejenigen, die Mathe interessant finden, kann der GTR dazu beitragen, daß es noch interessanter wird. \quoteoff ----> Ja, bis Sie an die Uni kommen.... Ich hab auch schon erlebt, daß Leute ihren Mathelehrer verfluchten, weil ihnen im wesentlichen den GTR vermittelt hatte... Es kann schon sein, daß da ein Bias herrscht. Ich hab mich selbst auch immer wieder gefragt, ob ich durch den Umgang mit Nachhilfeschülern nicht nur ein stark überzeichnetes Bild erhalte. Andererseits kenne ich auch Leute aus dem 1. Semester, die nicht Bruchrechnen konnten, weil von Klasse ~7 an alles stur mit dem blauen Totschläger, alias GTR,  behandelt wurde. Aber ich wills gar nicht mal so sehr an Konkreta (Bruchrechnen, p-q-Formel,...) ausmachen; ich bin überzeugt, daß durch CAS-Verwendung von Kindes an, das logische/strukturielle/systematische/analytische Denken flöten geht und man wird immer abhängig sein, vom CAS selbst und von Leuten, die es auch ohne können (wer soll den die CAS's der Zukunft entwickeln confused ) [ Nachricht wurde editiert von cis am 01.04.2010 17:45:50 ]


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goeba
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  Beitrag No.33, vom Themenstarter, eingetragen 2010-04-01

Ich denke nicht, dass das logische Denken an sich verloren geht, nur die Sprache der Algebra. Das ist aber schon schlimm genug.


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Ehemaliges_Mitglied
  Beitrag No.34, eingetragen 2010-04-01

\quoteon(2010-04-01 15:02 - xycolon in Beitrag No. 25) \quoteon(2010-04-01 14:49 - Salserito in Beitrag No. 23) \quoteon(2010-04-01 12:59 - Diophant in Beitrag No. 17) Hi, \quoteon(2010-04-01 12:44 - cis in Beitrag No. 16) Ich schlage vor GTR/CAS komplett in den Informatik-Unterricht zu verbannen - in Mathe ist er fehl am Platze. \quoteoff aber was hat es mit Informatik zu tun? \quoteoff Ich schlage vor den Taschenrechner in den Religionsunterricht zu verbannen. Da einige aus der Benutzung des TR eine Religion machen. Und außerdem sieht die Schulordnung in Bayern vor, daß jeder Pädagoge mit Staatsexamen in Religion auch Mathe LK unterrichten darf, wenn er sich dazu im Stande 'fühlt'.;-) \quoteoff ich hoffe da steht lehrer in der schulordnung und nicht pädagoge... \quoteoff Die wesentliche Aussage war, daß Staatsexamen für den Unterricht an Schulen in einem fremden Fach berechtigt in Bayern zum Unterricht der Mathematik. Also glaubt das Kultusministerium jeder 'Ungelernte' kann Mathematik. Der Ungelernte erzählt dann den üblichen Sch... wie 'Stetigkeit ist wenn kein Loch da ist' usw...... Die armen Probanten wissen ja nicht, daß im Falle eines späteren Studiums alles nochmal richtig gelernt werden muß. ( Was habe ich mich im ersten Semester geärgert !). Wenn der TR ein Fluch ist, könnte der Religionslehrer, nach der Verbannung des TR in die Religion, ihn segnen;-) (Das war etwas subversiv gemeint,wegen obiger Tatsache,  ist wohl unter gegangen) Gruß Salsa


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hugoles
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  Beitrag No.35, eingetragen 2010-04-01

Hallo "GTR-Skeptiker", seit dem Abitur 2004 (also ca. ab dem Schuljahr 2002/2003) wird in den baden-württembergischen Gymnasien der GTR ab Klasse 11 benutzt. Die Zielsetzung verstehe ich mittlerweile recht gut: man wollte weg von den immer gleichen Abitursaufgabenteilen a-d mit immer den selben wiederkehrenden Funktionen, die so gewählt werden mussten, dass man alles in vier Stunden von Hand rechnen kann. Es sollten nun "realitätstreuere Aufgaben" möglich sein, bei denen die monotone Rechenarbeit vom GTR abgenommen werden soll (wie Schnittpunkte von Schaubildern berechnen, ...). Man sah auch ein, dass ein zu exzessiver Gebrauch des GTR die Grundlagen vergessen lässt. bzw. unnötig macht. Daher hat man gleichzeitig die Abiturprüfung derart geändert, dass es zwei Teile gibt: einen Pflichtteil, bei dem Grundlagenaufgaben ohne jegliche Hilfsmittel bearbeitet werden müssen (wie ableiten, Integrale berechnen, Eigenschaften von Schaubildern anhand der Ableitungsfunktion bestimmen, LGS lösen, ... Vorgehen beschreiben!) und einem Anwendungsteil, bei dem man den GTR sinnvoll einsetzen kann, man aber dennoch einen Ansatz benötigt. So, nun zu meinem Unterricht und meinen Erfahrungen: am Anfang tat ich mich ebenfalls sehr schwer, den GTR einzusetzen, weil ich es eben aus der eigenen Schulzeit anders gewöhnt war. Als ich mich aber darauf eingelassen habe und auch meine Aufgaben und den Unterricht darauf eingestellt habe, empfand ich den GTR als Bereicherung. Man kann die Schüler ggf. auch zuerst einmal probieren lassen, sich über Funktionen einen Überblick verschaffen, z.B. einfach ausprobieren, welche Folge eine Veränderung von Parametern hat usw. Dann muss aber eine ordentlich Einführung in die Grundlagen kommen und einige Übungen "von Hand". Übrigens ist es ja nicht so, dass man einfach den GTR nimmt und dann kommt ein Ergebnis raus, mann muss ja schon wissen, ob man beispielsweise einen Funktionswert berechnen muss oder ein Integral, da hilft etwas auswendig zu wissen dann oft auch nicht. Also, was die Oberstufe angeht: GTR ja, aber nicht die Grundlagen außer Acht lassen. Seit einigen Jahren soll der GTR bereits ab Klasse 7 verwendet werden. Da ist meine Meinung eindeutig: nein, viel zu früh. Und da unterstreiche ich nahezu alles, was ihr gegen die Verwendung des GTR geschrieben habt. GTR und Physik: Hier könnte man den GTR wirklich ideal einsetzen, was ich versucht habe bei einem Abituraufgabenvorschlag. In der Regionalkommission wurde dieser Aufgabenteil dann aber abgelehnt, weil es doch einige wenige Gymnasien im Land gibt, die keinen GTR benutzen, sondern ein CAS (irgendwelche Versuchsschulen wahrscheinlich). Naja, das war dann etwas frustrierend. Zum Schluss noch etwas zur Finanzierung: die Schule kauft bei uns den GTR (Kosten pro Rechner ca. 100€), der Schüler kann ihn entweder kostenlos ausleihen bis zum Ende der Schullaufbahn oder ihn für den halben Preis von der Schule kaufen. Uns ist die zweite Variante natürklich lieber, denn wenn ein Schüler den GTR mal ab Klasse 7 oder 8 in den Fingern hatte, kann man den GTR eh wegwerfen oder es gibt ein anderes Modell. Gruß! [Die Antwort wurde nach Beitrag No.30 begonnen.]


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Ex_Senior
  Beitrag No.36, eingetragen 2010-04-01

Also ich hab  das von Nachhilfeschülern einige Male so gehört: Der GTR-Inhalt des Lehrers wird an die Wand projiziert und daneben führe der Lehrer nen Freudentanz auf, wie praktisch und komfortabel das alles wäre (was man natürlich nur wissen kann, wenn man beide Seiten kennt!).... und die Leute säßen drin und hätten, bis auf 2-3 Käpsele,  keine Ahnung, was da los ist und  worum es gehe.... Ich stelle grundsätzlich immer (in Klassen 8-13) -testweise- die Aufgabe: 'Löse R = U/I nach I auf (aber ohne GTR!)' ... tja, meist gehts dann los mit 'Minus U auf beiden Seiten' (manchmal nur auf einer Seite).... Ich behaupte mal grob: Da saß eine Kommission zusammen, die teils aus Leuten bestand, die mit Sache rein gar nichts zu tun haben, teils aus Leuten, die bis heute von Aufwendigkeit einer 'Rechenschieberarbeit' angebiedert sind, wo vll. 'berechne exp(sqrt(2))/\pi   ' geschätzte 0,25h in Anspruch genommen hätte; und dann kommt nen Vertreter von TexasInstruments und zeigt, wie man mit ein paar Knopfdrücken die tollsten Sachen machen kann; dann ist die Entscheidung gegessen...     [ Nachricht wurde editiert von cis am 01.04.2010 21:55:03 ]


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vandercluus
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  Beitrag No.37, eingetragen 2010-04-01

\quoteon(2010-04-01 11:51 - OmmO in Beitrag No. 10) Hallo! Ich glaube, dass ein GTR - wenn man es richtig angehen will - zuviel Zeit kostet. Die meiste Zeit geht ja dabei drauf, die mathematischen Grundlagen ohne GTR zu untersuchen und einzuüben. Darauf sollte man nicht verzichten, hier lässt sich also wenig Zeit sparen. Setzt man dann anschließend den GTR ein, so muss man damit irgendwie noch weiter in die Materie einsteigen, damit es irgendeinen Sinn hat. Dies dauert wohl in der Regel länger, als das Thema einfach ohne GTR weiter einzuüben. Gruß, OmmO [Die Antwort wurde nach Beitrag No.8 begonnen.] \quoteoff Guten Abend! Ich moechte dem von OmmO Gesagten etwas hinzufuegen: Ich habe mein Abi in Mathe (LK) auch mit einem GTR gemacht. Bei uns wurde zur Haelfte mit dem GTR, zur anderen Haelfte ohne ihn gearbeitet. Dies fuehrte dazu, dass die theoretischen Aspekte zu kurz kamen. Die verbleibende Zeit reichte allerdings nicht aus, den Umgang mit dem GTR ausreichend zu ueben, auch, weil unser Lehrer mit ihm nicht gut umgehen konnte. Ich halte daher wenig vom Einsatz des GTR in Schulen. \quoteon(2010-04-01 11:59 - goeba in Beitrag No. 12) Zu meiner Schulzeit wurden Wurzeln nicht ausgerechnet, da wurde der korrekte algebraische Ausdruck verlangt. \quoteoff Hierzu noch eine Anekdote: bei meiner AnaI-Probeklausur mahnte der jene leitende Uebungsleiter an, man solle der einer Induktionsaufgabe doch bitte sqrt(2) als sqrt(2) schreiben und nicht als 1,41. Er hatte wohl in den Uebungsgruppen so seine Erfahrungen gemacht. Gruss, Lennart


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Ex_Senior
  Beitrag No.38, eingetragen 2010-04-01

Hallo, ich möchte noch etwas auf das in Beitrag #35 von hugoles Gesagte eingehen: @hugoles: so, wie du das machst und schilderst, kommt auch mit GTR am Ende unterm Strich ein brauchbares Grundlagenwissen heraus. Bei uns in ---, wo an den Gymnasien nach wie vor sehr viel Unterricht ausfällt, wo man durchaus auch unter den Gymnasien 'Brennpunkt-Schulen' hat, gibt es im Matheunterricht zwei Tendenzen, deren sich nur noch wenige Lehrer erwehren können:
  • Theoretische Grundlagen/Definitionen werden immer weniger und immer oberflächlicher erarbeitet,
  • immer mehr wichtige Unterrichtseinheiten werden vom Lehrer in Form einer GFS an Schüler delegiert. Es ist also durchaus eine Gemengelage, bei welcher der GTR einen wichtigen 'Sargnagel' spielt. CAS (die ich sogar noch für geeigneter halte) werden übrigens meines Wissens in BaWü an den technischen Gymnasien verwendet. Ein weiterer Kritikpunkt den ich, wieder für Baden-Württemberg anführen möchte, ist der, das im Zusammenhang mit der von dir angesprochenen Reform  ja auch wichtige Inhalte aus dem Lehrplan gestrichen wurden, wie zum Beispiel die ganzen Integrationsmethoden. So kommt bei den Schülern überhaupt kein Bewusstsein mehr für die Tatsache auf, dass es keinesfalls selbstverständlich ist, Stammfunktionen geschlossen darstellen zu können. Da wird dann munter per 'Quotientenregel' 'aufgeleitet' und dergleichen Unfug mehr. Ich denke, die Frage ist letztendlich die, ob Schule jedem Auswuchs von Zeitgeist hinterherrennen sollte, oder ob sich Bildungsinhalte nicht eher an dem Ziel orientieren sollten, möglichst viel von dem, was in einem Fach im Laufe der Geschichte so entwickelt wurde, so zu vermitteln, das Interesse geweckt wird und jeder der möchte, die Möglichkeit hat, das was er in der Schule gelernt hat gewinnbringend für die Entwicklung der eigenen Persönlichkeit einzusetzen. Insofern ist mir auch die praktische Relevanz kein zielführendes Argument bei der Ausgestaltung von Lehrplänen. Gruß, Diophant [ Nachricht wurde editiert von Diophant am 04.01.2012 10:51:48 ]


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    rlk
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      Beitrag No.39, eingetragen 2010-04-02

    Hallo, eine interessante Diskussion. \quoteon(2010-04-01 21:26 - cis in Beitrag No. 36) [...] von Aufwendigkeit einer 'Rechenschieberarbeit' angebiedert sind, wo vll. 'berechne exp(sqrt(2))/\pi   ' geschätzte 0,25h in Anspruch genommen hätte; \quoteoff Eine Viertelstunde? eek Ich habe dafür in drei Minuten exp(sqrt(2))/\pi\approx 1.31 erhalten, dabei ist das Heraussuchen meines seit Jahren \(vielleicht sogar Dekaden\) nicht benutzten Rechenschiebers inbegriffen. Meinen graphikfähigen Taschenrechner, den ich erst am Ende meines Studiums erworben habe, habe ich fast nie dazu verwendet, um Kurven zu  zeichnen, weil er mir dafür zu langsam ist. Auch die (im Vergleich zu heutigen Modellen vermutlich) eingeschränkte Möglichkeit, Gleichungen umzuformen, ist mir zu umständlich. Ob es realistisch ist, die für mühsames Rechnen (wie viel rechnet man eigentlich im Mathematikunterricht) eingesparte Zeit für ein besseres Verständnis der Theorie zu gewinnen, bezweifle ich. Gute Nacht, Roland


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