Matroids Matheplanet Forum Index
Moderiert von matroid
Analysis » Maßtheorie » Hausdorffmaß und die Gammafunktion
Autor
Universität/Hochschule J Hausdorffmaß und die Gammafunktion
Pathfinder
Wenig Aktiv Letzter Besuch: vor mehr als 3 Monaten
Dabei seit: 29.04.2021
Mitteilungen: 138
  Themenstart: 2022-03-19

Hallo, ich hätte hier eine kurze Frage: https://www.matheplanet.com/matheplanet/nuke/html/uploads/b/54565_Gammafunktion.png Was hat es hier mit diesem w_s auf sich? Wofür brauche ich das bei dieser Kugelüberdeckung?


   Profil
nzimme10
Senior Letzter Besuch: in der letzten Woche
Dabei seit: 01.11.2020
Mitteilungen: 2781
Wohnort: Köln
  Beitrag No.1, eingetragen 2022-03-19

\(\begingroup\)\(\renewcommand{\i}{\mathrm{i}} \renewcommand{\Re}{\operatorname{Re}} \renewcommand{\Im}{\operatorname{Im}} \newcommand{\e}{\mathrm{e}} \renewcommand{\d}{\ \mathrm{d}} \newcommand{\ddz}{\frac{\mathrm{d}}{\mathrm{d}z}} \newcommand{\ddw}{\frac{\mathrm{d}}{\mathrm{d}w}} \newcommand{\ddt}{\frac{\mathrm{d}}{\mathrm{d}t}} \newcommand{\opn}{\operatorname}\) $\omega_s$ ist das Lebesgue-Maß der $s$-dimensionalen Einheitskugel im $\mathbb R^s$. Zum Beispiel für $s=2$ erhalten wir $$ \omega_2=\frac{\pi^{\frac 22}}{\Gamma(\frac 22+1)}=\frac{\pi}{\Gamma(2)}=\frac{\pi}{(2-1)!}=\pi. $$ Die Idee bei diesem approximierten Hausdorff-Maß ist relativ clever. Möchte man z.B. im $\mathbb R^2$ die Länge einer Kurve messen, so könnte man die Kurve mit $2$-dimensionalen Kugeln (also Kreisscheiben) überdecken. Nimmt man allerdings für die Kugeln jeweils deren $2$-dimensionalen Flächeninhalt, so würde man beim Bilden des Infimums immer $0$ bekommen - ergibt ja Sinn; eine Kurve hat keinen Flächeninhalt*. Daher nimmt man nun bei jeder Kugel als Maß nicht deren Flächeninhalt, sondern den Durchmesser der Kugel (das wäre dann bei einer $2$-dimensionalen Kugel vom Radius $r$ gerade die $1$-dimensionale Kugel mit Radius $r$, also hier ein Geradenstück). Aus technischen Gründen lässt man dabei jeweils nur Kugeln mit Radien kleiner oder gleich einem $\delta$ zu. Hat man allgemeiner eine $s$-dimensionale Teilmenge $A$ in einem $\mathbb R^n$, so überdeckt man für ein $\delta>0$ die Menge $A$ mit $n$-dimensionalen Kugeln mit Radien kleiner oder gleich $\delta$. Von jeder dieser Kugeln nimmt man nun den "$s$-dimensionalen Äquator", der dann gerade der $s$-dimensionalen Kugel mit dem selben Radius entspricht. Von diesen $s$-dimensionalen Äquatoren nimmt man dann im $\mathbb R^s$ das $s$-dimensionale Lebesgue-Maß. Ist $B_r\subseteq \mathbb R^n$ solch eine Kugel vom Radius $r$, dann ist das Lebesgue-Maß des $s$-dimensionalen Äquators eben gerade $\omega_sr^s$. Die ganzen Maße dieser $s$-dimensionalen Äquatoren der Kugelüberdeckung werden dann aufsummiert und dann das Infimum über alle solche Überdeckungen gebildet. *Wir vergessen hier so etwas wie raumfüllende Kurven. LG Nico\(\endgroup\)


   Profil
Pathfinder
Wenig Aktiv Letzter Besuch: vor mehr als 3 Monaten
Dabei seit: 29.04.2021
Mitteilungen: 138
  Beitrag No.2, vom Themenstarter, eingetragen 2022-03-19

\quoteon(2022-03-19 15:07 - nzimme10 in Beitrag No. 1) $\omega_s$ ist das Lebesgue-Maß der $s$-dimensionalen Einheitskugel im $\mathbb R^s$. Zum Beispiel für $s=2$ erhalten wir $$ \omega_2=\frac{\pi^{\frac 22}}{\Gamma(\frac 22+1)}=\frac{\pi}{\Gamma(2)}=\frac{\pi}{(2-1)!}=\pi. $$ LG Nico \quoteoff Okay danke! Die Idee des Hausdorffmaßes ist es ja über die Durchmesser der Kugelüberdeckungen zu summieren. Sagen wir mal im Fall s=2 erhalten wir w_2=pi und (r^2)_k also überdecken wir mit 2-dimensionalen Einheitskugeln die Menge A. Aber hier summieren wir ja über die Flächeninhalte pi*(r^2)_k auf. Oder sehe ich das falsch?


   Profil
nzimme10
Senior Letzter Besuch: in der letzten Woche
Dabei seit: 01.11.2020
Mitteilungen: 2781
Wohnort: Köln
  Beitrag No.3, eingetragen 2022-03-19

\(\begingroup\)\(\renewcommand{\i}{\mathrm{i}} \renewcommand{\Re}{\operatorname{Re}} \renewcommand{\Im}{\operatorname{Im}} \newcommand{\e}{\mathrm{e}} \renewcommand{\d}{\ \mathrm{d}} \newcommand{\ddz}{\frac{\mathrm{d}}{\mathrm{d}z}} \newcommand{\ddw}{\frac{\mathrm{d}}{\mathrm{d}w}} \newcommand{\ddt}{\frac{\mathrm{d}}{\mathrm{d}t}} \newcommand{\opn}{\operatorname}\) \quoteon(2022-03-19 15:25 - Pathfinder in Beitrag No. 2) \quoteon(2022-03-19 15:07 - nzimme10 in Beitrag No. 1) $\omega_s$ ist das Lebesgue-Maß der $s$-dimensionalen Einheitskugel im $\mathbb R^s$. Zum Beispiel für $s=2$ erhalten wir $$ \omega_2=\frac{\pi^{\frac 22}}{\Gamma(\frac 22+1)}=\frac{\pi}{\Gamma(2)}=\frac{\pi}{(2-1)!}=\pi. $$ LG Nico \quoteoff Okay danke! Die Idee des Hausdorffmaßes ist es ja über die Durchmesser der Kugelüberdeckungen zu summieren. Sagen wir mal im Fall s=2 erhalten wir w_2=pi und (r^2)_k also überdecken wir mit 2-dimensionalen Einheitskugeln die Menge A. Aber hier summieren wir ja über die Flächeninhalte pi*(r^2)_k auf. Oder sehe ich das falsch? \quoteoff Ich habe meinen ersten Beitrag um eine Erklärung erweitert.\(\endgroup\)


   Profil
Pathfinder
Wenig Aktiv Letzter Besuch: vor mehr als 3 Monaten
Dabei seit: 29.04.2021
Mitteilungen: 138
  Beitrag No.4, vom Themenstarter, eingetragen 2022-03-19

\quoteon(2022-03-19 15:07 - nzimme10 in Beitrag No. 1) $\omega_s$ ist das Lebesgue-Maß der $s$-dimensionalen Einheitskugel im $\mathbb R^s$. Zum Beispiel für $s=2$ erhalten wir $$ \omega_2=\frac{\pi^{\frac 22}}{\Gamma(\frac 22+1)}=\frac{\pi}{\Gamma(2)}=\frac{\pi}{(2-1)!}=\pi. $$ Die Idee bei diesem approximierten Hausdorff-Maß ist relativ clever. Möchte man z.B. im $\mathbb R^2$ die Länge einer Kurve messen, so könnte man die Kurve mit $2$-dimensionalen Kugeln (also Kreisscheiben) überdecken. Nimmt man allerdings für die Kugeln jeweils deren $2$-dimensionalen Flächeninhalt, so würde man beim Bilden des Infimums immer $0$ bekommen - ergibt ja Sinn; eine Kurve hat keinen Flächeninhalt*. Daher nimmt man nun bei jeder Kugel als Maß nicht deren Flächeninhalt, sondern den Durchmesser der Kugel (das wäre dann bei einer $2$-dimensionalen Kugel vom Radius $r$ gerade die $1$-dimensionale Kugel mit Radius $r$, also hier ein Geradenstück). Aus technischen Gründen lässt man dabei jeweils nur Kugeln mit Radien kleiner oder gleich einem $\delta$ zu. Hat man allgemeiner eine $s$-dimensionale Teilmenge $A$ in einem $\mathbb R^n$, so überdeckt man für ein $\delta>0$ die Menge $A$ mit $n$-dimensionalen Kugeln mit Radien kleiner oder gleich $\delta$. Von jeder dieser Kugeln nimmt man nun den "$s$-dimensionalen Äquator", der dann gerade der $s$-dimensionalen Kugel mit dem selben Radius entspricht. Von diesen $s$-dimensionalen Äquatoren nimmt man dann im $\mathbb R^s$ das $s$-dimensionale Lebesgue-Maß. Ist $B_r\subseteq \mathbb R^n$ solch eine Kugel vom Radius $r$, dann ist das Lebesgue-Maß des $s$-dimensionalen Äquators eben gerade $\omega_sr^s$. Die ganzen Maße dieser $s$-dimensionalen Äquatoren der Kugelüberdeckung werden dann aufsummiert und dann das Infimum über alle solche Überdeckungen gebildet. *Wir vergessen hier so etwas wie raumfüllende Kurven. LG Nico \quoteoff Puh das ist erstmal viel Input. Ich versuche das mal Anhand eines Beispiels wiederzugeben. Sei A eine 2 dimensionale Fläche des 3 dimensionalen Raums R^3. Jetzt überdecken wir A mit 3 dimensionalen Kugeln mit Radius r


   Profil
nzimme10
Senior Letzter Besuch: in der letzten Woche
Dabei seit: 01.11.2020
Mitteilungen: 2781
Wohnort: Köln
  Beitrag No.5, eingetragen 2022-03-19

\(\begingroup\)\(\renewcommand{\i}{\mathrm{i}} \renewcommand{\Re}{\operatorname{Re}} \renewcommand{\Im}{\operatorname{Im}} \newcommand{\e}{\mathrm{e}} \renewcommand{\d}{\ \mathrm{d}} \newcommand{\ddz}{\frac{\mathrm{d}}{\mathrm{d}z}} \newcommand{\ddw}{\frac{\mathrm{d}}{\mathrm{d}w}} \newcommand{\ddt}{\frac{\mathrm{d}}{\mathrm{d}t}} \newcommand{\opn}{\operatorname}\) Genau, das ist die Idee. Allerdings erhalten wir damit noch nicht den Flächeninhalt von $A$. Wir erhalten zunächst das $2$-dimensionale approximierte äußere Hausdorff-Maß der Feinheit $\delta$ von $A$. In einem nächsten Schritt wird versucht das $\delta$ loszuwerden um ein äußeres Maß zu erhalten. In einem letzten Schritt schränkt man dieses äußere Maß dann auf eine $\sigma$-Algebra ein, um ein Maß zu erhalten. Das wird man dann das $s$-dimensionale Hausdorff-Maß nennen. Diese Konstruktion ist technisch schon recht aufwändig. LG Nico [Verschoben aus Forum 'Analysis' in Forum 'Maßtheorie' von nzimme10]\(\endgroup\)


   Profil
Pathfinder
Wenig Aktiv Letzter Besuch: vor mehr als 3 Monaten
Dabei seit: 29.04.2021
Mitteilungen: 138
  Beitrag No.6, vom Themenstarter, eingetragen 2022-03-19

\quoteon(2022-03-19 15:58 - nzimme10 in Beitrag No. 5) Genau, das ist die Idee. Allerdings erhalten wir damit noch nicht den Flächeninhalt von $A$. Wir erhalten zunächst das $2$-dimensionale approximierte äußere Hausdorff-Maß der Feinheit $\delta$ von $A$. In einem nächsten Schritt wird versucht das $\delta$ loszuwerden um ein äußeres Maß zu erhalten. In einem letzten Schritt schränkt man dieses äußere Maß dann auf eine $\sigma$-Algebra ein, um ein Maß zu erhalten. Das wird man dann das $s$-dimensionale Hausdorff-Maß nennen. Diese Konstruktion ist technisch schon recht aufwändig. LG Nico [Verschoben aus Forum 'Analysis' in Forum 'Maßtheorie' von nzimme10] \quoteoff Ahh verstehe! Vielen Dank für die Erklärung! :)


   Profil
Pathfinder hat die Antworten auf ihre/seine Frage gesehen.
Pathfinder hat selbst das Ok-Häkchen gesetzt.

Wechsel in ein anderes Forum:
 Suchen    
 
All logos and trademarks in this site are property of their respective owner. The comments are property of their posters, all the rest © 2001-2023 by Matroids Matheplanet
This web site was originally made with PHP-Nuke, a former web portal system written in PHP that seems no longer to be maintained nor supported. PHP-Nuke is Free Software released under the GNU/GPL license.
Ich distanziere mich von rechtswidrigen oder anstößigen Inhalten, die sich trotz aufmerksamer Prüfung hinter hier verwendeten Links verbergen mögen.
Lesen Sie die Nutzungsbedingungen, die Distanzierung, die Datenschutzerklärung und das Impressum.
[Seitenanfang]